...und sehr weich und rutschig. Unser Helfer hat sich als erstes nach dem Regen hingepackt und musste sich umziehen, weil sein ganzer rückwärtiger Bereich mit Lehmerde eingeschmiert war. Ich bewege mich ja, dank des Fußes, noch eher im Schneckentempo und jetzt sogar wie eine in Zeitlupe. Die ganze Nacht hat es geschüttet, mit Regen vom Norden, der sich durch die Fensterritzen durchdrückte. Da halfen nur noch Handtücher. Und trotzdem beschwert sich niemand, weil der Regen so lange ausgeblieben ist, dass es überall nur noch das eine Thema gab: Wann gibt es endlich Wasser? Besonders schlimm war es, als der von der Wettervorhersage angekündigte Niederschlag über Valparaiso niederging und man von hier, getrennt durch die See, nur neidisch zugucken konnte. Aber jetzt, jetzt endlich, bekamen wir auch etwas ab. Die Zisternen füllen sich langsam.
Vor allem aber gab es hier eine Explosion in Grün. In zwei, drei Tagen ist alles, was vorher roter Staub war, mit frischem Grünzeug bedeckt. Sogar unsere mit Kies abgedeckten Flächen tragen einen zarten jugendlichen Flaum, über den ich mich sonst aufregen würde, aber ich weiß ja, der ist dann bald wieder verschwunden. Komisch nur, dass auch unsere Kletterpflanze am Carport beschlossen hat zu blühen, lauter rosa, fingerlange Trompätchen, an denen die jetzt wenigen Kolibris naschen. Es blühen auch der Kletterjasmin und die Passionsblume. Am meisten aber staunen alle darüber, dass der Aromo, ein gelb blühender Akazienbaum, überall in vollen Blüte steht. Sieht wunderschön aus, aber der hat sich auch vertan. Der ist nun wirklich normaler Weise erst im August dran.
Unser Boden ist sonst so hart, dass der Spaten abspringt. Den Umstand, dass die Erde jetzt so schön weich und matschig ist, habe ich strategisch genutzt. Alles, was an Pflanzen ausgegraben und umgepflanzt werden musste, habe ich umgesiedelt und aufgeteilt. Wunderbar. Alles scheint den Umzug gut überstanden zu haben und wir haben jetzt so an die dreißig neue Sträucher und Bäumchen mehr. Bin wieder als Gärtnerin unterwegs, wenn auch erstmal nur halbtags. Wie immer mit der ganzen Entourage, die es genießt, dass sie mit Mami draußen spielen und schmusen kann. Wird einmal zu viel gejätet, dekoriert sich eine Mieze genau dort hin, wo man etwas machen möchte. Oder wollte, ursprünglich. Oder Bonnie tut so, als sei sie immer noch ein Welpe und springt einem auf den Schoß. Runter? Vergiss es, erstmal lange genießen, dann eventuell unter Protest runterspringen. Und Wusch? Naja, der ist wie immer mit einem Bällchen unterwegs und sorgt dafür, dass man sich auch mal ab und zu aufrichtet, um den Ball zu werfen. Er findet ihn immer, je weiter, je dichter das Gebüsch, desto höher die Wedelfrequenz und der offensichtliche Spass.
Ansonsten komme ich nicht viel unter Leute, von den paar Einkaufsfahrten mal abgesehen. Nota bene, bin ich froh über mein schönes, dickes Auto. Hab keine Angst im Schlamm gleich stecken zu bleiben mit diesem schweren Geschütz. Tja, abends bin ich hinter Schloss und Riegel sicher; zwei Tore mit Vorhängeschlössern und mit Wachpersonal. Wobei ich jetzt, wo wir Vollmond haben, mich frage, ob „Wachpersonal“ nicht doch von Nichtschlafenlassen kommt. Die Hunde bellen wie verrückt, Bonnie dreht komplett durch und so sehr ich sie lieb habe, war ich heute um halb drei kurz davor, ihr den Hals umzudrehen. Die ersten Nächte nach meiner Ankunft bin ich noch im Bademantel und Taschenlampe rumgerannt, um nachzusehen, jetzt bin ich cooool. Meine, kommunikatives Bellen vom DAISTWASLOSBELLEN unterscheiden zu können. Ich tröste mich, dass die Vollmondnächte nun bald vorbei sein sollten - übrigens, es ist so hell, dass sogar ich als totaler nachtblinder Blindfisch Zeitung lesen könnte. Naja, fast. So richtig extrem hell hat ich’s hier vor ein paar Nächten, als direkt über mir ein Gewitter ohne Regen tobte. Die Donner waren eher „normal“, aber die Blitze... so etwas habe ich noch nicht erlebt. Das ganze Haus war immer wieder mit gleißend weißem Licht erleuchtet, das tat in den Augen weh. Während diese Blendgranaten in Abständen losgingen, schoss mir durch den Kopf, dass ein Blitzableiter unter Umständen eine gute Idee wäre. Angst hatte ich nicht.
Man gewöhnt sich auch an bestimmte Dinge, an Erdebeben zum Beispiel. Hatte ich am nächsten Morgen nach meiner Ankunft hier in Chile. Ich saß auf der Bettkante und war noch ziemlich benebelt, als das Brummen und Krachen und Schütteln anfing. Fünfzehn Sekunden in etwa. Zählt mal, das kann sich schon unter Umständen ziemlich lang anfühlen. Soll um die fünf auf der Skala gelegen haben.
Ich denke, es geht mir hier so gut, weil ich so nah an den Elementen bin, an der Natur. Wind vom Meer
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