Samstag, 11. November 2017

Neuanfang wieder zu Zweit

Nach sechs Jahren Fernbeziehung sind wir Ende Oktober endlich wieder einmal zusammen nach Chile geflogen. Zum ersten Mal haben wir uns ein Experiment mit dem Airport Hotel geleistet, um uns ohne Stress am nächsten Morgen um 04:00 Uhr in die Schlange am Air France Schalter einzureihen. Das war schon mal nicht schlecht. Strategisch gesehen. Ein kurzes Stoßgebet, dass das Gepäck bitte auch die vielen Zwischenstationen mitmacht und wir es in Santiago in Empfang nehmen können. Bei den letzten Flügen mit LOT über Warschau hatte  ich ziemliches Pech mit den Koffern.
Manchmal ist es auch tricky, wenn man Technik nach Chile transportiert. Letztes Mal hatte ich zwei Koffer mit zwei Wasserpumpen, die wir für unsere Brunnen brauchen, dabei. Da fragte mich der Zöllner in Santiago,  was das denn sei und mir wurde schlagartig klar, dass ich tunlichst das Wort " bomba" vermeiden sollte. Und das noch in Verbindung mit " agua". Eine Wasserstoffbombe sozusagen. Ich sog also geräuschvoll die Luft ein und pumpte mit dem Backen, äh, Wangen unter völliger Aufgabe jeglicher Selbstachtung. Der Einsatz hat sich gelohnt, denn das Gesicht des Mannes hellte sich auf: " Aa, si, claro, una bomba de agua!" Er war dann sichtbar erleichtert, als die arme Irre den Kontrollpunkt passiert hat.
Der erste Zwischenstopp war Paris, wo wir mit ein paar Hundert anderen Menschen einen riesigen Flieger restlos gefüllt haben. Auch hier waren wir superschlau und buchten die letzen Plätze im Heck, da hatten wir keine Sitznachbarn, dafür Küche und WC um die Ecke. Neu war auch, dass wir tagsüber geflogen sind. Vorsorglich bereitgelegte aufblasbare Schlafhilfen kamen deswegen nicht zum Einsatz. Nach zwölfeinhalb Stunden gingen wir in Lima runter. Ein sehr überschaubarer, kleiner Flughafen, wo die Beschriftung der " Gates" schon fast aufschneiderisch wirkte. Immerhin waren wir zum ersten Mal in Peru. Naja.
Nach einer kurzen Pause ging es dann noch dreieinhalb Stunden nach Santiago. Wir kamen gegen Mitternacht Ortszeit an und nach meiner Uhr waren wir dann etwa vierundzwanzig Stunden unterwegs. Klar, dass wir müde und unsere Südpole schwer strapaziert waren. Leider hat es sich unser chilenischer Freund, der zuvor drei Monate bei uns in Deutschland zu Gast gewesen ist und uns abholen und für eine Nacht unterbringen wollte, kurzfristig anders überlegt. Wir nahmen also ein Taxi und ein Hotel. Immerhin konnten wir länger schlafen und so haben wir uns, erfrischt, aber irgendwie noch benommen, kofferziehend zu der nächsten  Metrostation aufgemacht. Ging alles prima, bis Jensi ein paar Stationen weiter plötzlich anfing fieberhaft  nach seinem Handy zu suchen. We call it the Klassiker. Hing im Hotel an der Ladestation. Also alles raus, Julchen mit dem Gepäck auf dem Bahnsteig geparkt und Jens zurück zum Hotel. Zum Glück hatte ich gerade ein spannendes Buch gelesen und gar nicht aufgeschaut, bis Jensi wieder vor mir stand. Mit Handy und glücklich, dass ich nicht gekidnappt wurde. Oder so. Jedenfalls kamen wir dann ohne weitere Zwischenfälle zum Busbahnhof und fuhren für sagenhafte fünf Euro pro Nase hundertzwanzig Kilometer nach Valparaiso. Von dort nur noch ein Katzensprung von fünfundzwanzig Kilometern mit dem Taxi nach Laguna Verde, Parcela 1319. Angekommen, endlich.
Wie das war, schreibe ich das nächste Mal. Zum Trost ein Foto von uns am Ankunftstag.

Keine Kommentare: