Mittwoch, 20. Oktober 2010

Wieder da!

An diese Stelle käme wohl das wohlbekannte Klagelied über die rennende Zeit, aber da es allen nur zu gut bekannt ist - lassen wir das. Ein Blick auf den Kalender sagt nämlich, dass wir schon fast dreiWochen hier sind... Aber der Reihe nach.

Diesmal waren wir über Paris mit der Air France geflogen und das war gar nicht mal so schlecht. Der einzige Schönheitsfehler waren die vier Stunden Aufenthalt in Paris, aber mit dem Wechsel zum anderen Terminal mit den schier unendlichen Wegen - für die man wohl gut eine halbe Stunde Marschmarsch einplanen kann - und einem kleinen Snack im Café mit vielen Zeitungen ging die Zeit doch irgendwie rum. An Bord entdeckten wir mit Freuden als erstes, dass jeder seinen eigenen Bildschirm vor der Nase hat, was z.B. bei der Lufthansa nicht der Fall ist und man sich den Hals nach dem in der Ferne aufgebaumelten Ding verrenken muss. Außerdem, o Wunder, brauchte man keinen Schuhanzieher, um in die Sitze zu passen (Lufthansa) und das Taschennetz vor den Knien hinterließ diesmal keinen bleibenden Eindruck. Jens legte mit vier oder fünf Filmen eine Kino-Nacht ein, ich hatte nach zwei genug und döste bis zum Frühstück. Seltsamerweise spielte sich alles in einer locker-freundlichen Atmosphäre ab, zu der die Franzosen wohl Talent haben. Aufstehen, rumstehen wurde nicht gleich mit einem preussischen "Sitzen machen! Anschnallen!" geahndet. Übrigens, ich habe den Flug diesmal ohne Ohnmacht geschafft, knapp, aber immerhin ;-))

Am Flughafen wartete Arnt mit unserem kleinen Laster auf uns. Die Luft war noch kühl, aber langsam stiegen die Gerüche der sich aufwärmenden Erde auf. Unterwegs - ein Meer von Blüten. Noch nie sind wir so früh nach Chile eingereist und können nun sehen, wie aus der rotstaubigen Erde eine grüne Hölle explodiert.

Als erstes sind wir, natürlich, auf die Parzelle gefahren. Der Blick ist nach wie vor sehr schön und unverbaut. Unsere Fundamente haben den Winter gut überstanden, es gibt leichte Erosionserscheinungen durch den teilweise unbewachsenen Boden und die noch nicht funktionierende Regenwassersableitung. Auf der Parzelle ist die Arbeit liegengeblieben und wir fanden das Grundstück in dem Zustand vor, in dem wir es hinterlasssen haben.

Die ersten Tage brachten noch einige Überraschungen am und im Haus. Es wird so einiges noch zu reparieren sein, unter anderem die Ente, die innen komplett unter Wasser stand, und das entgegen ihres Spitznamens nicht wirklich verträgt. Also hieß die Parole als erstes Großputz und Großwaschtag, auch gab es sehr bald kein Holz mehr für den Ofen. Jens und ich haben also viel "Holz gemacht", auch für die Alten und Schwangeren in der Nachbarschaft. Das kann ich nur jedem als therapeutische Maßnahme empfehlen - nein, nicht das mit der Schwangerschaft, du Ferkel- "Holz machen" ; so ein back to the roots entspannt ungeheuer und baut Frust ab. Wir haben sehr viel Holz gemacht.

Zu den Dingen, die wir ebenfalls als erstes in Angriff genommen haben, war es unseren Internetzugang und die Telefone zu aktivieren. Dann konnte ich mich um den Rückflug von Arnt kümmern - er hatte bereits Anfang September angekündigt, dass er zurück nach Gran Canaria gehen wolle. Am 11.10. hat ihn Jens zum Flughafen gebracht.

Nun leben wir hier zu zweit und es ist auch ein bißchen eine Umstellung, nachdem wir ein Jahr mit Arnt gelebt hatten. Jetzt sind wir zwei da und eine Katze Jimmy und Tapsi, der Hund von Arnt, den wir übernommen haben. Den anderen Hund, den "Come gato", den wir von der Strasse adoptiert hatten, mußten wir leider so schnell es ging erschießen. Er hatte nicht nur etliche Katzen auf dem Gewissen, unter anderem wahrscheinlich auch unsere "Junior", sondern tötete auch zwei kleine Hunde aus der Nachbarschaft, was uns nicht besonders beliebt machte. Der alte Hund war sehr gefährlich geworden und wir können nur dankbar sein, dass er keinen Menschen angefallen hatte. Traurig ist es trotzdem, denn der alte Mörder liebte uns, seine Familie, über alles.

Nachdem wir uns ein wenig aklimatisiert und sortiert hatten, haben wir mit der Arbeit auf der Parzelle angefangen. Das heißt, dass wir nicht nur das Liegengebliebene machen, sondern auch Neues angefangen haben. Wir haben also den Hang am Keller gemacht und mit Pflanzen befestigt, gestern kam der Bagger und hob die Erde für die Fundamente des Cuidador (Aufpasser)- Häuschens aus und den Platz für die Gartenmauer vor dem Haus. Davon habe ich mit dem nagelneuen Fotoapparat - der alte überlebte nicht den Flug - sehr schöne Fotos gemacht, das müsst Ihr einfach glauben. Gestern Abend jedoch habe ich im Menu die Löschtaste gesucht, um einige Bilder, die nicht so doll waren, zu löschen. Ich habe sie nicht gefunden. Doch dann - war alles weg! Offensichtlich hatte ich sie doch gefunden und alles aus Versehen gelöscht. Das ärgerliche ist, dass ich nicht gefragt wurde. Ist das nicht sonst so, dass man gefragt wird "Wollen Sie das Bild wirklich löschen?" ? Aber nichts, gar nichts. Früher waren die Dinger höflicher. Wie auch immer, wir werden jetzt noch die Ergebnisse fotografieren und den Bagger, ja den müsst Ihr euch dazudenken. Gelb und groß, hinten Schiebedings, vorne Arm mit Kralle. Oder umgekehrt...?

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