Mittwoch, 18. März 2009

3. Splitter


Beim Bummel durch Valparaiso sind wir auf eine Bäckerei gestossen, die den Namen unseres Heimatortes trägt, Laguna Verde.
Wir mussten natürlich rein und Brot kaufen, und die Überraschung war gross als wir sahen das auch das Brot Laguna Verde heisst. Sehr geheimnisvoll, wir bleiben dran und berichten wieder.
Es wird leider nicht unsere Stammbäckerei, denn trotz des sympathischen Namens schmeckt es genauso wenig gut wie das Brot ohne Aufdruck.

Dienstag, 17. März 2009

Arbeitsbericht (5)

Wir sind pleite, aber doch mit einem herrlichen Blick steinreich
Die zukünftige Avenida Palmera



Die Schwierigkeit bei einem Arbeitsbericht, den man gerne bebildern möchte ist, dass man/frau Fotos braucht, die irgendetwas, am besten Veränderungen, zeigen. Wenn wenig zu sehen ist, sagt man sich, dass man lieber noch abwartet. Denn nur Fachleute können einschätzen, wieviele Arbeitsgänge nötig waren, die ein Laie weder kennt noch sieht. Und so kam es, dass dieser Bericht eine ziemlich große Zeitspanne umfasst.

Zunächst einmal Grundliegendes: Wir haben den Grundriss nicht nur - wie berichtet - vergrössert, sondern auch in anderen Teilen verändert. Vor allem haben wir uns entschieden, auf die Speisekammer zu Gunsten von einem größeren Gästezimmer zu verzichten. Die Idee ist, diesen Trakt des Hauses rollstuhlgerecht zu gestalten, d.h. größer, entsprechendes Bad und WC, freie Zugänge etc. Damit sind wir auch für behinderte Gäste offen, denn die Nachfrage für behindertengerechte Unterkünfte und überhaupt Urlaubsmöglichkeiten ist groß. Ausserdem wären wir darauf vorbereitet, wenn ein Familienmitglied oder wir selbst in diese Lage kämen.

In den Aussenmauern und in den Ecken, die vom Nieveau auszugleichen waren, stecken gut 50 qm Beton. Die Mauern sind mehrfach mit Eisen gesichert, die in den Steinen verlaufen. Darin versenkt sind gigantische Schrauben, auf denen dann die Holzkonstruktion befestigt wird. Die kommt dann Ende des Jahres, wenn wir wiederkommen. Nun werden noch die Böden ausgegossen, in denen bereits verschiedene Rohre kreuz und quer laufen und... das war's für jetzt.

Hinter dem Haus verläuft eine Mauer mit einem Knick, der sich dem Verlauf der Erhebung anpasst. Wir machen es, um den Hügel gegen Regenwasser und Nachrutschen des Erdreichs abzusichern- beides ist keine große Gefahr, denn die Erde ist steinhart und was den Regen betrifft, so hat man uns mit sehr besorgten Gesichtern berichtet, dass im vorigen Jahr der Regen richtig schlimm gewesen sei: Es habe ganze zwei Wochen geregnet! Nunja, darüber können wir Nordlichter nur kichern. Also Mauer: Der Zwischeraum wird mit Erdreich aufgeschüttet und wird wahrscheinlich ein prima Gemüse- und Kräutergarten. Der Weg zwischen Mauer und Grundmauer vom Haus wird noch einmal durch Beton versiegelt. So können wir die Baustelle beruhigt in diesem Zustand hinterlassen. Mit Vandalismus müssen wir hier wohl kaum rechnen. Nach den Ferien in Januar und Februar ist hier bereits die "tote Hose" angesagt und nur ganz wenige Menschen geistern zwischen verrammelten Sommerhäusern herum. Ausserdem wird Arnt hier bleiben und ein Auge darauf haben. Im Winter kann er noch einiges alleine machen, Zäune zum Beispiel, damit wir nicht den Müll von anderen aufsammeln müssen und damit die Nachbarn sich nicht mehr so ohne weiteres Holz bei uns "holen".

Eine Maßnahme ganz anderer Art ist der Weinkeller. Das fällt eindeutig unter Genuß, obwohl ich nicht müde werde, den praktischen Wert auch als Lager für Obst und Gemüse hervorzuheben. Inzwischen ist er bis auf die Stütze in der Mitte und die Decke fertig und sieht dermaßen supersolide aus, dass wir ihn sicher auch als Schutzraum nützen können, wenn es mal heftiger beben sollte.

Es vergeht kein Tag, an dem nicht Leute vorbeikommen, um zu gucken. Sie staunen über die alemanischen Fortifikationen, denn ein chilenisches Haus wird mit einem Bruchteil dieses Aufwandes gebaut und steht innnerhalb von zwei Wochen. Jens erklärt ganz geduldig und freundlich "was und warum" und so lernen wir immer mehr Nachbarn von Fern und Nah kennen. Sie sind angenehm überrascht, dass man ihnen so offen alles erzählt. Sie wundern sich auch darüber, dass der Bauherr persönlich baut, denn kein Chilene legt hier selbst Hand an, da ist man doch noch sehr im Kasten-Denken verhaftet. Alle sind sehr freundlich und bieten ihre Hilfe an. Die Standard-Aussage ist: "Wenn Ihr Fragen habt, kommt ruhig vorbei." Das ist sehr nett und sicher ehrlich gemeint und wir werden vielleicht später das eine oder andere nachfragen, vielleicht was Pflanzen oder ähnliches betrifft. Am vorigen Samstag sind auch zwei freundliche und neugierige Herren in Zivil vorbeigekommen, die sich als Inspektoren der Gemeinde entpuppten. Sie bestätigten zwar, dass wir auf 5000 qm das Recht hätten, ein Haus aufzustellen, eine Baugenehmigung bräuchte man trotzdem. Wir werden uns darum noch kümmern müssen.
Die Palmenallee ist übrigens prima angewachsen. Wir hatten keine Verlußte durch Kaninchen, dafür ist aber eine Eselmama mit einem (süßen!) Eselfohlen vorbeigekommen und meinte, dass wir eine davon doch sicher erübrigen können. Naja, die abgefutterte Palme wird sich wieder erholen, allerdings werden wir sie trotzdem ersetzen müssen, der Optik wegen.
So weit von der "Arbeitsfront" hier. Langsam kreisen unsere Gedanken immer häufiger darum, was wir in Deutschland - an der "Heimatfront"- als erstes machen müssen oder wollen. Ein Zeichen dafür, dass wir bald wieder zurückkommen sollten.

Samstag, 14. März 2009

2. Splitter

Wir haben rücksichtslos in ein fremdes Territorium hineingebaut. Der eigentliche Herrscher über diesen Landstrich beobachtet uns häufig aus zehn, fünfzehn Metern Entfernung. Steht ungerührt und guckt. Wir auch. Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Spinndeldürr und ein bißchen zerrupft ist er, hat ein Fell, das vom Kopf aus wie das vom Rotfuchs im Sommer aussieht, ab der Mitte dann graues Winterfell. (Kein Wunder, wir wechseln hier auch ständig zwischen T-Shirts und Fleecepulli.) Neulich gab es Alarm: Fuchs im Bau. Er sprang aus dem Wohnzimmer, als wir ankamen. Nun inspiziert er regelmäßig die Baustelle und ist auch sonst ganz lässig- vor ein paar Tagen trabte er ganz nah an den Jungs mit einem Kaninchen im Maul vorbei. Mal sehen, ob wir eine Wohngemeinschaft hinkriegen, wäre schön.

2.Splitter

Donnerstag, 12. März 2009

Einmal Argentinien und zurück



Der Aconcagua, mit 6962 m der höchste Berg Südamerikas und des amerikanischen Kontinents sowie der höchste Berg ausserhalb Asiens


Schrecklich, wie die Zeit auf einmal rennt, sobald man die Mitte erreicht hat. Dann wird aus "haben noch" ein "haben nur noch" und man überlegt, wie man die verbliebene Zeit am besten nutzt, was man noch anpackt, was dann doch warten muss und was noch unbeding erledigt werden muss. Zum letzteren gehörte auf jeden Fall die "Rein-und-raus-Fahrt" nach Argentinien.
Obwohl der Name Argentinien womöglich gespannte Erwartungen weckt - der Grund für diesen Zwangsausflug ist prosaisch. Es sind wohl Tausende, die sich deswegen regelmäßig über die Anden wurschteln, manche machen das schon jahrelang, alle drei Monate. Denn drei Monate ist das Touristen- Visum gültig und dann muss man mal raus, um mit einem frischen wieder reinzudürfen. Es soll sehr schwierig sein, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen - das steht uns noch bevor. Also, bei uns war es auch so weit.

Naja, dachten wir, machen wir das Beste draus und fahren nach Mendoza, die Gartenstadt in der Wüste. Soll sehr schön sein, haben wir gehört, und eine Pause vom Bau haben sich die fleißigen Handwerker verdient. Aber ja nicht zu lange, denn die fleißigen Handwerker sind vom Stamme Johannsen und können Freizeit nicht so gut ertragen. Also dann doch nur zwei Übernachtungen, gut.
Wir fuhren am 16. Februar am Vormittag los. Nach einer interessanten Fahrt durch kleine Städte, verschlafene Orte und ein fruchtbares Tal sind wir gut durchgeschüttelt am Fuße der Anden angekommen. Von da an ging es sehr steil in Serpentinen aufwärts. Beim Blick durchs Seitenfenster gaaaanz weit runter stellten sich bei einigen Passagieren die Nackenhaare auf, einige wurden auch unruhig, als ein Tanklastzug drei Autos vor uns nach einem Baustellenstopp nicht anfahren konnte. Er rollte immer wieder ein Stück rückwärts und es waren wohl die gesammelten Gebete aller Fahrzeuginsassen -mit aufgestellten Nackenhaaren- hinter ihm, die den Motor dann doch endlich zum Brummen brachte. Dann passierten wir einige Kontrollstellen und wurden mit einer durchschnittlichen Portion Bürokratie abgewickelt.
Und dann! Dann kam Atemberaubendes! Die argentinische Seite führte uns in sanften Schleifen herunter, vorbei an traumhaften Berglandschaften. Hinter jeder Biegung tauchten immer wieder neue Riesen auf, in warme Strahlen der Nachmittagssonne getaucht, vor einem postkartenblauen Himmel. Mal kam eine Orgie in Grün: von Schilf- bis Jadegrün, sanft und lieblich, mit einem dichten Pflanzenfell so kuschelig, dass man am liebsten mit der Hand über den Bergrücken streicheln wollte. Dann wieder glühten Ocker, Ziegelrot bis Orange auf einer senkrecht zerfurchten Wand. Dahinter zogen grau-blassblaue Erscheinungen an uns vorbei, gleich danach traten uns schwer schwarze Kathedralen entgegen. Eine Zeitlag sind wir an einer "Chinesischen Mauer" entlag gefahren, einen ausgetrocknetes Flussbett von majestätischer Größe. Über die ganze Fahrt begleitete uns ein Fluß, der manchmal kaum zu sehen war, er hatte die Farbe eines guten Kakaos und schlängelte sich durch blassgraues Geröll. (Übrigens: Die Flüsse in Argentinien fließen andersherum als in Chile, daran spätestens merkt ein geografisch unerfahrenes Wesen, dass frau schon auf der anderen Seite ist.) Zu unserem Begleitfluss stiess durch eine enge Schlucht fast rechtwinklich ein anderes Flüsschen. Wir machten einen Stopp, um zu gucken. Nein, das war dann doch übertrieben, fanden wir; das Wasser in den Flüsschen, das in unserem Kakao mündete, war vom schönsten Türkis! Das Konzert der Farben und Formen war überwältigend und die "Ooh"-s und "Guck doch mal"-s kamen dreifach ohne Ende, bis man nur noch guckte, still und demütig.

Allergrössten Respekt und Bewunderung hatten wir empfunden, als wir den Verlauf der alten Eisenbahnlinie, die paralell zur Strasse in die Felsen gehauen war, verfolgten. An steilen Wänden entlag, mit grösseren und ganz kleinen Tunneln durch Felsvorsprünge, über Schluchten hinweg, abenteuerlich, halsbrecherisch und unererschrocken, einfach meisterhaft gebaut. Die ersten Hundertmeter war die Schmalspurbahn sogar noch in Betrieb, wir sahen darauf Züge fahren mit einer eigenartigen Last, über die noch in Fachkreisen diskutiert wird.

Gegen sechs Uhr abends waren wir in dem ersten größeren Ort Uspallata angekommen, ca.120 km von Mendoza entfernt. Wir waren hungrig, sehr sogar. Also aßen wir was und danach stellte sich eine gewisse Reiseunlußt ein, denn müde hat uns das Erlebte wohl auch gemacht. Der Fahrer, der uns ausgezeichnet durch diese Abenteuer chauffiert hat, schlug vor, dass wir uns statt zwei Übernachtungen in Mendoza eine an Ort und Stelle in einem Super-Hotel leisten könnten, das wir im vorbeifahren in einem Park liegend gesehen haben. Pool, Restaurant - sprich guter argentinischer Rotwein !-, Fitness, überhaupt ein Hauch von Luxus- das hat uns überzeugt, sofort. Was war? Das Hotel, dass sich mit dem Namen Grand schmückte, verdiente keinen von den Sternen. Kurz: Es war lausig, richtig schlecht. Kein Pool, kein Wein, kein Nix. Naja, wir habens überlebt, am nächsten Tag wollten wir nur noch eins- so schnell wie möglich nach Hause, zu den Viechern, zu den vertrauten Flöhen, zu den rotten Bädern... Und irgendjemand hat auf der Rückfahrt die Farben ausgeknipst.

So war Argentinien - kurz, sehr kurz. Und wieder einmal- das Schönste war der Weg. Die Fotos geben leider nicht im Entferntesten die Schönheit der Anden wieder, schade.

Montag, 9. März 2009

1. Splitter

Gleich passend zum letzten Beitrag: Wie sind hier in den Zeitungen Todesanzeigen betitelt, na? DEFUNCIONES! Wenn das nicht der Gipfel der Nüchternheit ist...

Splitter

Splitter ist neu. Wir wollen hier ganz kurze Szenen, Beobachtungen und- wie es uns scheint- bemerkenswerte Augeblicke festhalten. Zu wenig für einen Beitrag, zu schade, um vergessen zu werden. Und es piekst uns, es weiter zu erzählen...